Sucre und die Minen von Potosi

Von La Paz haben wir uns entschieden einen Flug weiter nach Sucre zu nehmen. 18-22h Busfahrt gegen 65€ Flugkosten bei 45min Flugzeit abzuwaegen war nicht so schwer. Wir sind sogar Business Class geflogen fuer den Preis, weil der Rest schon ausgebucht war. Endlich konnte ich auch mal bereits an einem Saft schluerfen, waehrend die anderen Passagiere noch an uns vorbei eingestiegen sind. Ausserdem war es super einmal vom hoechsten Flughafen der Welt (ueber 4000m) abzuheben. Da dauert es schon eine Weile laenger bis man in der Luft ist.

In Sucre haben wir uns den vielen Taxifahrern verwaehrt (irgendwie sahen alle Taxen hier so wenig offiziell aus) und sind der Menge an Einheimischen hinterher zum Bus gegangen. Fuer 30c sind wir dann ins 5km entfernte Zentrum gefahren.

Sucre ist eine huebsche Kolonialstadt, in der es neben vielen Kirchen und ein paar Saurierspuren nicht weiter viel zu sehen gibt. Dafuer war es tagsueber schoen warm, so dass wir uns mit Blick auf die Plaza in einem Cafe gesonnt haben.

Eigentlich wollten wir am naechsten Tag schon wieder weiter, bis wir von den Strassenblockaden rund um die Hauptstadt erfuhren. Alle Ausfallstrassen waren durch Arbeiter blockiert aus Protest gegen irgendeine Regierungsentscheidung. Wann die Blockaden aufgeloest werden konnte uns keiner sagen. Also mussten wir wohl einen Tag laenger bleiben… Am naechsten Tag haben wir uns im Reisebuero dann nochmals ueber die Situation erkundigt und erfahren, dass es doch ein Busunternehmen gibt, welches nach Potosi faehrt (angeblich ueber eine andere, laengere Route).

Am naechsten Morgen sind wir also frueh los mit dem Bus um nach Potosi zu kommen. Nach nur 20min Fahrt hiess es dann austeigen und “caminar”. Wir sind nur bis kurz vor die Blockade gefahren worden und mussten dann ca 2km laufen bis wir an die andere Seite der Strassenblockaden kamen. Lustig war es zu sehen wie die Bolivianer aus der Situation das beste machten: Auf beiden Seiten warteten Taxis und Kinder mit Schubkarren, die das Gepaeck fuer ein paar Bolivianos transportierten. Auf der anderen Seite angekommen mussten wir dann erstmal eine Stunde auf den anderen Bus warten, bevor es dann endlich weiter nach Potosi (auf der normalen Route) ging.

In Potosi hatten wir eine Tour in die dortigen Minen gebucht. Wir sind zusammen mit einem Fuehrer zunaechst in einem Shop ein paar Mitbringsel fuer die Kumpel einkaufen gegangen. Hier konnte man alles kaufen, was man in einer Miene so braucht. Kleidung, Stiefel, Lampen, Koka Blaetter, Zigaretten, Alkohol (96%tigen) und natuerlich Dynamit. Also haben wir ein paar Tueten Koka Blaetter, 96%tigen, Limo und eine Stange Dynamit fuer mich gekauft.

Nachdem wir uns mit Schutzkleidung, Helm und Lampe ausgeruestet hatten ging es in die Miene. Dort hatten wir zunaechst eine Begegnung mit einem ziemlich betrunkenen Kumpel, welcher mit einer Dicken Backe voller Koka-Blaetter uns alles moegliche erzaehlen wollte. Wir haben nur das verstanden, was der Guide uns uebersetzt hat und das war schon ziemlich beeindruckend.

Danach sind wir noch tiefer in die enge, niedrige Miene, inklusive einer Kletterpartie in eine tiefere Ebene. Dort angekommen sind wir dann auch auf die Gruppe Kumpels gestossen. Die haben uns dann erstmal alle in einen Seitenschacht geschickt, weil sie gerade 11 Dynamitstangen gezuendet hatten. Also wir in den Schacht, Augen und Ohren zugehalten und mitgezaehlt. Ein sehr mulmiges Gefuehl, wenn man gleichzeitig an den Sicherheitsstandard vor Ort denkt… Nachdem wir noch etwas mit den Kumpels gequatscht hatten sind wir dann auch wieder aus der Miene raus. Wir waren froh wieder Tageslicht zu sehen. Draussen haben wir dann auch noch eine Stange Dynamit hochgehen lassen… sehr maennlich, aber unspaektakulaer. 😉

Berichtenswert ist auch noch die Busfahrt nach Uyuni. Dass der Bus 45min spaeter abfaehrt als fahrplanmaessig ist ja noch normal. Aber das der Mittelgang voll mit Bolivianern inkl. Babys und Gepaeck steht und dass fuer die geplanten 6h ist schon unglaublich. Wir sind dann insgesamt 8h ueber eine Schotterpiste gerumpelt, es war eng, kalt, miefig und wir waren froh um 3h nachts noch jemanden in unserem Hotel anzutreffen.

Death Road Survivor

Nachdem wir bereits viele andere Backpacker mit T-Shirts gesehen hatten, auf denen Death Road Survivor stand, war mir klar, dass auch ich die gefaehrlichste Strasse der Welt (auch Death Road) einmal befahren wollte. Das geht natuerlich am besten mit dem Mountainbike. Was ein Glueck, dass ich diesen Spass von Frizi zum Geburtstag geschenkt bekommen habe.

Also haben wir am letzten Tag in La Paz eine solche Tour gebucht. Selbstverstaendlich mit einem Anbieter, der vetrauensvoll war und schon von mehreren anderen Travellern empfohlen wurde. Man glaubt gar nicht auf was fuer Fahrraedern andere Leute diese Strasse runter muessen…

Los ging es auf 4600m. Dort haben wir noch eine extra Schicht Klamotten bekommen und eine Einweisung ueber das Verhalten auf bolivianischen Strassen. O-Ton: “Don´t expect them to be awake, sauber, on their side of the road, … overtaking in blind corners is also quite common!” Von dort aus sind wir insgesamt 75km downhill bis auf ca. 1700m in die Yungas gefahren.

Dann ging es 30km auf Asphalt ins Tal. Der Wind und die dicken Reifen der Mountainbikes haben die Geschwindigkeit auf natuerliche Weise begrenzt, aber Spass hat es trotzdem gemacht. Nach einem Drogenkontrollpunkt und ein wenig bergauf (sehr anstrengend in der Hoehe) sind wir dann endlich am Startpunkt der beruehmt beruechtigten Death Road angekommen. Die Strasse hat ihren Namen wegen des traurigen Rekords der meisten Todesfaelle pro Jahr.

Dort gab es nochmals eine Sicherheitseinweisung und Bremschecks. Hier hatten wir dann schon ordentlich Schiss, denn es wurde auch bunt berichtet welche Unfaelle es schon alles gab. Insgesamt wurde haeufig angehalten und ueber moegliche Gefahren des naechsten Streckenabschnitts gesprochen. Dennoch ist es ein mulmiges Gefuehl mit dem Mountainbike ca 50cm von einem bis zu 400m Abgrund entlangzufahren. Da gibts nur eins: Augen auf die Strasse und Konzentration! Unten angekommen war dann alles halb so wild. Schliesslich wuerden sie auch keine Touristen die Strasse runterschicken, wenn es nicht schaffbar waer.

Insgesamt war das eine wirklich schoene Tour. Denn es geht von dem Hoehenklima bis hin in den Regenwald. Deshalb haben wir den Zwiebellook auch nach und nach abgeschaelt! Die Aussicht konnte man aber wie gesagt nur bei den Stops geniessen. Es sollen schon Leute waehrend der Fahrt die wunderschoenen Voegel beobachtet haben… das letzte Mal…

Heute sind wir nach Sucre geflogen. Irgendwie ist es nicht bis zu uns durchgedrungen, dass rund um Sucre im Moment Strassensperren sind, wegen denen wir von unseren eigentlichen Plan morgen nach Potosi weiterzufahren wahrscheinlich abweichen muessen. Ich hoffe in den naechsten Tagen haben die Arbeiter ihre Forderungen durch 🙂

Und noch was kleines aus der Rubrik “Alltag”: Schnupfen in Bolivien ist doof. Die Taschentuecher koennen nichts und sie riechen zudem auch entweder nach Eukalyptus oder Seife.

La Paz und Umgebung

Mit dem Bus ging es dann weiter von der Copacabana nach La Paz. Die Stadt ist einfach unglaublich! Oben auf 4000m liegt die angebaute Stadt El Alto (die Hoehe). La Paz selber liegt in einem Talkessel und die beiden Staedte gehen nahtlos ineinander ueber. Also man faehrt da mit dem Bus runter und die Stadt hoert einfach nicht mehr auf. Ueberall sind Haeuser! Und die an den steilen Haengen liegen da gar nicht so ungefaehrlich. Waehrend der Regenzeit rutschen da ab und zu mal Haeuser ab, da der Untergrund nicht fest ist (Lehm, Ton). Naja, wir haben versucht diesen Eindruck in Bildern festzuhalten. Seht selbst!

Nach der Ankunft waren wir erstmal damit beschaeftigt Wibke wieder nach Deutschland zurueckzuschicken. Bei vorgebuchten Tickets sollte das eigentlich kein Problem sein. Aber nicht hier! Die Airline hier meinte, der Flug waere nie bestaetigt worden, waehrend  man in Deutschland der festen Ueberzeugung war alles richtig gemacht zu haben. Wer nun auch immer Bockmist gebaut hat, Fakt war, dass der Flieger ausgebucht war und Wibke nicht mitfliegen konnte. Nach langem hin und her mit vielen Fluggesellschaften hat ein kleines Reisebuero doch noch einen Flug gefunden. Als das geklaert war, konnten wir uns in das bunte Treiben der Stadt werfen.

Nicht nur die Bebauung  der Stadt ist fuer uns absolut ungewoehnlich.  Man kann hier alles kaufen, aber alles nur an kleinen Staenden und auf Maerkten, maximal in kleinen Shops. Einen Supermarkt haben wir bis jetzt noch nicht gefunden. Und mit alles ist wirklich alles gemeint: Obst, Fleisch, Brot, Eier, Nuesse, Elektroartikel, Kleidung, Getraenke, Suessigkeiten, … Und natuerlich alles was das Touristenherz hoeher schlaegen laesst: Wollmuetzen, -handschuhe, -pullover, -ponchos, -schals oder Schmuck. Aber auch so skurile Dinge wie Liebestraenke, Kraeutermischungen und Lamaembrios. Die bauen sie hier in die Ecken ihrer Haeuser mit ein. Das soll Glueck bringen.

Um dieser lauten, bunten und immer mit Autos vollgestopften Stadt zu entkommen, haben wir auch ein paar Ausfluege unternommen. Hier in der Umgebung ist eine der besten Moeglichkeiten fuer Otto-Normalverbraucher auch mal ueber 5000m hoch zu kommen. Der ehemalige Gletscher heisst Chacaltaya und war das hoechste Skiressort der Welt. Die Betonung liegt auf war, da der Gletscher mittlerweile um 85% abgeschmolzen ist. Wie ihr auf den Bildern seht, ist auch noch kaum Schnee oder Eis zu sehen. El Niño laesst gruessen. Nichtsdestotrotz faehrt einen der Bus noch zu dem Skilift auf ca 5300m. Die Strasse ist sehr abenteuerlich! Von da aus ist es dann noch na halbe Stunde zu Fuss zu den diversen Gipfeln. In der duennen Luft merkt man dann aber doch jeden Schritt! Als wir wieder unten waren, war ich total fertig. Aber der Ausblick ist unglaublich. Man konnte den Titicacasee erahnen und La Paz unter seiner Smogglocke leider auch nur. Mit inbegriffen in dieser Tagestour war das Valle de la luna (Mondtal). Dabei handelt es sich um eine Landschaft suedlich von La Paz, die durch Errosion so geworden ist. War ganz nett, aber kein Highlight.

Obwohl wir nun eigentlich genug Ruinen in der letzten Zeit gesehen haben, mussten wir doch noch nach Tiwanaku fahren. Das ist eine Kultur, die um einiges aelter ist als die Inkas (eigenlich Quechuas), Aymaras oder wie sie noch alle heissen. Auch die haben es irgendwie geschafft riesige Steinbloecke zu bewegen und hatten sehr gute astronomische Kenntnisse. Der Tempel, der nach dieser Kultur benannt ist, ist noch nicht ganz ausgegraben. Aber auch so kann man die Dimensionen gut erfassen. Auch wenn vieles ueber die Entstehung und Nutzung sehr stark nach Spekulationen klingt.

Copacabana und Titicacasee

Von Cusco aus sind wir ueber Puno nach Copacabana gefahren. So heisst ein kleines Nest hinter der bolivianischen Grenze und ist namensgebend fuer die bekannte Copacabana in Brazilien. (Irgend ein Priester hat mal eine Jungfrauenstatue von hier zur brasilianischen Copacabana gebracht.)

Von dort aus haben sind wir mit einem alten, langsamen Boot auf die Isla del Sol uebergesetzt. Eine recht grosse Insel im Titicacasee. Es ist unglaublich auf ca 3800m Hoehe so einen grossen See zu sehen. Im Hintergrund Berge mit ueber 6000m Hoehe. Wir hatten strahlenden Sonnenschein und haben eine ca. 4 stuendige Wanderung ueber die Insel gemacht. Ausser den gigantischen Ausblicken gab es noch ein paar Inkaruinen zu bewundern. Leider sind wir das seit dem heiligen Tal und Machupicchu etwas ruinenuebersaettigt und konnten diese nicht richtig wueridgen. Der Titicacasee gilt aber als der Entstehungsort vieler suedamerikanischer Kulturen bis hin zur Inka-Kultur.

Auf unserer Wanderung mussten wir 4 Boletos kaufen, fuer die Wegbenutzung in unterschiedlichen Departementos der Insel. Nur gut, dass es sich um Pfennigbetraege gehandelt hat, denn man hat ja mitten auf dem Weg keine Wahl. Waeren wir umgekehrt, haetten wir kein Boot mehr zurueck bekommen.

In Copacabana haben wir zwei Abende in netten Kneipen verbracht. Einmal bei Livemusik (auch hier sind wir Buena Vista nicht entkommen) und einmal in einer urigen Hippikneipe. Damit Wibke ihren Rueckflug nach Deutschland rechtzeitig antreten konnte, sind wir bald weiter nach La Paz. Eine Kuriositaet dieses Streckenabschnittes ist das Uebersetzen mit kleinen Booten an der engsten Stelle des Titicacasees. Ueber diese 200m Breite “See-Enge” ist bis heute keine Bruecke gebaut worden.

Noch eine Anmerkung am Rande. Wir schreiben immer schoen ueber die Sehenswuerdigkeiten und Plaetze, die wir besuchen. Jetzt mal ein kleiner Einblick in das restliche Alltagsleben. Zum Thema Essen laesst sich sagen, dass ich selten sooo grosse Portionen vorgesetzt bekommen habe wie in Peru. Wir haben es die Perudiaet getauft. Aber scheinbar braucht der Koerper in der Hoehe mehr Brennstoff. Wir haben es jedenfalls meistens geschafft die Portionen zu vertilgen.

Alltagshygiene sieht da schon schwieriger aus. Die taegliche Dusche ueberlegt man sich bei maximal handwarmem Wasser zweimal. Umso gluecklicher war ich, als ich die in der Dusche unseres jetztigen Hotels doch tatsaechlich kaltes Wasser beimischen musste. Man lernt unseren Luxus zu schaetzen! Dafuer klappt das Waeschewaschen reibungslos. Auch wenn ich jedes Mal zittere, ob wir auch alle unsere Klamotten aus der “Lavanderia” wiederbekommen. Bis jetzt sind die Verluste klein. Ende des kleinen Exkurses.